Sachvortragende(r): |
Hans Gröbmayr, Klimaschutzmanager Landkreis Ebersberg |
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Ruth Jürgensen, Energieagentur Ebersberg-München |
Hans Gröbmayr und
Ruth Jürgensen erläutern den Sachverhalt anhand einer Präsentation (Anlage 5
zum Protokoll).
Hans Gröbmayr
erklärt, dass bei diesem Projekt nichts einfach sei, auch der Standort in
Schlacht, da er nicht optimal für eine H2-Tankstelle sei - jedes
Detail müsse daher beleuchtet werden. Trotzdem kämpfe er für diesen Standort.
Wegen des anvisierten Zeitplanes müsse aber bald entschieden werden.
Ruth Jürgensen
erklärt, dass die Tankstelle öffentlich zugänglich sein solle. Dabei sei noch
zwischen zwei Tankstellentypen zu entscheiden (v.a. betriebswirtschaftlich).
Entweder solle eine Bustankstelle (350 bar) mit PKW Option (700 bar) entstehen
oder eine reine Bustankstelle (nur 350 bar).
Ergänzend fügt Hans
Gröbmayr hinzu, dass eine H2-Tankstelle für Busse und PKW aufwendiger
zu betreiben sei. Die Speichertechnologie der
Zukunft sei der Wasserstoff, der auch helfe die Energiewende umzusetzen, so
Gröbmayr. Teil des Projektes sei es, grünen Wasserstoff regional zu erzeugen
und an die drei im Projekt beteiligten Landkreise zu verteilen (zunächst
hauptsächlich für die Mobilität). Hierzu gäbe es bereits Überlegungen, dass die
drei Landkreise ein Angebot zur Beteiligung bekommen könnten, was allerdings vorher
juristisch geprüft werde, ob ein Landkreis das überhaupt dürfe. Sollte der
Landkreis es aus rechtlichen Gründen nicht dürfen, wäre eine weitere
Überlegung, ob nicht stattdessen die Energieagentur einsteigen könne.
Hans Gröbmayr
beantwortet eine Verständnisfrage aus dem Gremium.
KRin Franziska
Hilger, gratuliert, dass der Projektantrag als förderwürdig genehmigt und der
Landkreis Ebersberg als einer von drei „HyPerformer“-Projekten in ganz
Deutschland ausgezeichnet wurde.
KRin Bianka
Poschenrieder merkt an, aufgrund der hohen Verluste müsste bei der Verwendung
von Wasserstoff ausschließlich Überschussstrom eingesetzt werden. Bisher habe
der Landkreis noch keinen, der wirklich grün produziert werde. Daher müsse die H2-Tankstelle
als Pilotprojekt betrachtet werden. Methan sei
ebenfalls gut geeignet zum Speichern und hierzu wäre bereits alles vorhanden.
Sie erkundigt sich, was auf den Landkreis an Betriebskosten zukomme. Hans
Gröbmayr antwortet, dass der Beschlussvorschlag so formuliert sei, dass die
Zustimmung des Gremiums erst erforderlich sei, wenn genaue Zahlen beziffert
werden könnten, was im nächsten halben Jahr sein werde. Die Mehrkosten
gegenüber Dieselbussen zahle zunächst der Busunternehmer und müsse er dann in
die Kalkulation einbauen.
KRin Bianka
Poschenrieder regt an, die Ausschreibung für den ÖPNV entsprechend zu
formulieren, worauf Hans Gröbmayr erklärt, dass die EU-Vorschriften bis Ende
2025 mindestens 45 % „sauber“ und davon die Hälfte emissionsfrei vorgeben würde.
Henry Rüstow, Mitarbeiter
SG 11, erklärt, dass derzeit beim MVV eine von den Verbundlandkreisen
beauftragte Studie „Alternative Antriebe“ laufe, in deren Rahmen auch die
Regionalbuslinien dahingehend geprüft würden, inwieweit das möglich sei, solche
Fahrzeuge einzusetzen. Natürlich müsse hierfür auch die infrastrukturellen
Voraussetzungen, wie Ladestation oder für Wasserstoffbusse Tankstellen mit den
entsprechenden Tankkapazitäten vorhanden sein. Einen Probelauf im ländlichen
Raum mit einem E-Bus gab es 2019 auf den Regionalbuslinien 443 und 447 der Fa.
Reisberger, um erste Erfahrungen zu sammeln. Dabei habe sich herausgestellt,
dass die Ladekapazität in diesem Bereich nicht ausreiche. Wenn die
Grundstruktur nicht geschaffen werde, könne man es auch nicht bedienen, so
Henry Rüstow. Bei den wasserstoffbetriebenen Bussen gibt es auch
unterschiedliche Antriebsformen: nur wasserstoffbetriebene Busse oder
Wasserstoff-Brennstoffzellen, die den E-Motor aufladen, um dadurch die
Laufleistung zu erhöhen. Um Wettbewerbsverzerrungen bei Linien-Ausschreibung zu
vermeiden, muss eine Lade- oder Tankstruktur geschaffen werden, wo jedes
Unternehmen Zugang habe. Zurzeit sei vorgesehen, die Busse der neuen
Regionalbuslinie 459, nach der dreijährigen Probephase (Dezember 2021 bis
Dezember 2024), für die dann folgende Neuausschreibung ab Dezember 2024 mit
Wasserstoff betriebenen Bussen (4 Busse) zu bedienen.
Weiter führt Henry
Rüstow aus, dass bei bestehenden Linien die Infrastrukturvoraussetzungen
dahingehend geprüft werden, ob es möglich sei, einzelne Dieselfahrzeuge on TOP
durch emissionsfrei angetriebene Busse zu ersetzen. Für die Anschaffung solcher
Busse würden Mehrkosten entstehen, die dann auch vom Landkreis übernommen
werden müssen. Abschließend erklärt er, die ULV-Mitglieder sollten auf diese
alternativen Antriebe setzen: es werde ausprobiert und gesehen, ob es
funktioniere, um damit einen aktiven Beitrag für den Klimaschutz zu leisten.
KR Josef Oswald
erkundigt sich, was dem Landkreis die Pilotierung koste. Hans Gröbmayr
antwortet, zunächst die Arbeitsstunden von Ruth Jürgensen in der Energieagentur
und von ihm selbst. Die Mehrkosten würden bei einem der nächsten ULV-Ausschüsse
beziffert, ebenso werde der endgültige Standort der Tankstelle und welche es
sein werde in einer der nächsten Sitzungen bekannt gegeben.
KR Thomas von
Sarnowski merkt an, dass der Überschussstrom in die Chemie-, Zementfabriken
etc. gehen werde und er sich daher frage, was für die PKW dann übrigbleibe bzw.
ob der Landkreis die PKW-Industrie unterstützen wolle. Er plädiere daher, die H2-Tankstelle
an der A94 zu bauen, damit dort künftig auch neben den Bussen die LKW betankt
werden können.
KR Martin Lechner
merkt an, wenn im Landkreis Windkraftanlagen entstehen würden, brauche es
etwas, um den Überstrom nutzen zu können.
Der Landrat erklärt,
dass verschiedene Standorte, u.a. auch einer in München diskutiert wurden, der
aber auch nicht gepasst habe. Wichtig sei, dass es losgehe und es werde sicher
nicht die einzige H2-Tankstelle bleiben.
KRin Ilke Ackstaller
regt an, perspektivisch weiterzudenken. Denn, bei immer mehr Elektromobilität
werde ein Großteil der konventionellen Tankstellen schließen bzw. freiwerden,
auch an einer Autobahn. Den PKW-Bereich der Tankstelle würde sie rausnehmen, da
der Stromüberschuss hierfür nicht reichen werde.
KRin Bianka
Poschenrieder regt an, den Beschlussvorschlag unter einen
Finanzierungsvorbehalt zu setzen, auch wegen der Corona-Krise.
Norbert Neugebauer,
Leiter Büro Landrat entfernt den Satz ‚im Rahmen der Grenzen seiner
finanziellen Leistungsfähigkeit‘ bei Punkt 1 bei dem an die Wand projizierten
Beschlussvorschlag der versandten Sitzungsvorlage und setzt ihn als
einleitenden Satz über die Punkte 1 – 3 als Haushaltsvorbehalt.
KR Thomas von
Sarnowski bittet, über die Punkte einzeln abstimmen zu lassen, dem der Landrat nachkommt.
Der ULV-Ausschuss fasst folgenden Beschluss:
Im Rahmen der Grenzen seiner finanziellen Leistungsfähigkeit (Haushaltsvor-behalt) beschließt der ULV-Ausschuss Folgendes:
1.
Der Landkreis
Ebersberg ist grundsätzlich bereit, etwaige Mehrkosten für den Betrieb von
Wasserstoffbussen im Regionalbusverkehr zu übernehmen.
& |
einstimmig angenommen |
Ja 14 Nein 0 |
2.
Die Verwaltung
wird beauftragt, geeignete Regionalbuslinien für den Einsatz von
Brennstoffzellenbussen zu identifizieren und dem Ausschuss inklusive einer
Mehrkostenabschätzung in einer der nächsten Sitzungen vorzulegen.
& |
einstimmig angenommen |
Ja 14 Nein 0 |
3. Der Ausschuss nimmt Kenntnis von dem Vorhaben, den Fuhrpark des Landratsamts im Jahr 2022 mit einem Wasserstoff-Pkw auszustatten, sofern bis dahin eine Tankstelle in effizienter Erreichbarkeit errichtet ist.
& |
angenommen |
Ja 10 Nein 4 |