Vorberatung        

SFB-Ausschuss am 29.03.2017, TOP 5

SFB-Ausschuss am 02.10.2018, TOP15

Sachvortragende(r):

Marion Wolinski, SG-Leiterin 22, Sozialhilfeverwaltung, Asyl

Der Landrat eröffnet den Tagesordnungspunkt zum zweiten periodischen Bericht „Pflege im Landkreis Ebersberg“ und erteilt Marion Wolinski das Wort, die anhand einer Präsentation (Anlage 6 zum Protokoll) zu folgenden Themen informiert:

·         Bericht Pflege Beschluss SFB-Ausschuss im März 2017

·         Bereich „Ambulante Pflege“

·         Bereich „Vollstationäre Pflege“

·         Situation im Landkreis

·         Mängelfeststellungen in folgenden Bereichen mit Verweis auf die ausführliche Erläuterung in der versandten Sitzungsvorlage

·         Weitere Aufgabenschwerpunkte

·         Anordnungen zur Erfüllung des PfleWoqG und der AVP

·         Zusammenfassung und Ausblick

Der Landrat bedankt sich bei Frau Wolinski für den interessanten Bericht und eröffnet die Beratung.

KRin Ottilie Eberl bittet die Heimaufsicht, die Dokumentation aufgrund des hohen Drucks der auf den Mitarbeitern u.a. wegen Personalmangel laste, herunterzuschrauben, denn die Dokumentation mache ca. 1/3 der Arbeitszeit aus, die wiederum z.B. zum Mobilisieren der Patienten fehle.

Marion Wolinski erklärt, dass die Dokumentation dazu diene, sich ein Bild der Bewohner zu machen. Die Aufgabe der Heimaufsicht sei nicht, so Marion Wolinski, die Dokumentation auf Fehler hin zu untersuchen. Es gehe vor allem um das Wohl der Bewohner, gerade bei Personalwechsel. Die Heimaufsicht würde bei Dokumentationsfehler erst einmal beraten, da es auch um die Planung gehe und irgendwann würden sich die Fehler beim Bewohner bemerkbar machen.

Der Landrat erklärt, dass bei Beschwerden die Heimaufsicht dem natürlich nachgehen müsse.

KRin Marina Matjanowski bedankt sich bei Marion Wolinski für deren Bericht und erklärt, dass sie zuerst ihre Dankbarkeit allen Pflegekräften in den Pflegeeinrichtungen aussprechen wolle, denn sie würden übermenschliches leisten, vor allem auch in der ‚Corona‘ Zeit. Ebenso danke sie den Mitarbeiter*innen des Landratsamtes und ihren Kolleg*innen in der Kreisklinik.

Ihr Fazit sei, dass sich der Fachkräftemangel wie ein roter Faden seit Jahren durchziehe, bei wachsender Zahl an dementen Bewohnern. Im Jahr 2017 war dieser Mangel ein erheblicher Grund, für die festgestellten Mängel in den Pflegeeinrichtungen. Viele Pflegeeinrichtungen seien gezwungen, nicht qualifiziertes Personal zu beschäftigen, die keine medizinisch-pflegerischen Aufgaben durchführen und verantworten können bzw. dürfen, wie z.B. die Pflegeplanung und die Hygienestandards zu erstellen und zu dokumentieren, die Wundversorgung, Medikamente und Spritzen verabreichen. Dies sei auch in diesem Bericht zu lesen. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, die Pflegequalität in unseren Pflegeeinrichtungen weiterhin zu optimieren und diese nachhaltig zu sichern, schlage sie Folgendes vor:

1.  Nachwuchskräftesicherung in den regionalen Pflegeberufen, unter dem Motto „sorgen wir heute für den Pflegenachwuchs von morgen“.

Sie verweist auf die aktuelle Neuerung in der Pflegeausbildung: die ‚generalistische Pflegeausbildung‘, die dem Landkreis helfen könne, regionale Pflege zu stärken. Diese Ausbildung wandele die drei Berufsbilder (Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege) um in eine generalistische Pflegeausbildung zur „Pflegefachfrau“ oder „Pflegefachmann“. Da die Berufsschule für Pflegeberufe in neue Räumlichkeiten in St. Zeno umziehe, betrachte sie diesen Umzug als eine große Chance, die Pflegeschule zu erweitern und alle Auszubildende aus den Pflegeeinrichtungen im Landkreis Ebersberg in diese Schule zu integrieren. Die Auszubildenden könnten dann ihre praktischen Einsätze in der Kreisklinik und in den Pflegeeinrichtungen des Landkreises leisten und die Strukturen dieser Einrichtungen während der Ausbildung bereits kennenlernen. Sie sehe darin einen Gewinn an ‚manpower‘ für die Pflege im Landkreis. Bisher hätten die Auszubildenden ihre Theoriestunden in den Schulen für Altenpflege in München vollzogen und daher keine Möglichkeit gehabt, praktische Einsätze an der Klinik zu absolvieren. Es sei daher höchste Zeit, so KRin Matjanowski weiter, mit der Umsetzung des CSU-FDP-Antrages ‚Erweiterung der Krankenpflegeausbildung im Landkreis Ebersberg‘ anzufangen.

2.  Das begonnene gemeinsame Projekt „Pflege-Nachwuchs aus den Mittel- und Realschulen des Landkreises gewinnen“ sollte durch gezieltes, verstärktes Agieren in diesen Schulen fortgeführt werden und dadurch an Priorität gewinnen. Dieses Agieren, so KRin Matjanowski, fordere den Landkreis auf, dem Pflegenachwuchs optimierte Arbeitsbedingungen in den Pflegeeinrichtungen zu bieten. Ebenso müssen die Fort- und Weiterbildungen, begünstigter Wohnraum, bessere Bezahlung, und eine echte Anerkennung (nicht nur Lob) erfolgen. Nur so würde die Pflegequalität in allen Pflegeeinrichtungen des Landkreises auf Dauer optimiert und die Quantität der Pflegenden gesichert werden können.

3.  In den periodischen Bericht sollte

·         die Kurzzeitpflege erkennbar abgebildet werden (wie bei den 6 Behinderteneinrichtungen mit noch 23 Betreute Wohngruppen) sowie, dass

·         die COVID Bekämpfung in den stationären Pflegeeinrichtungen des Landkreises zeitgemäß abgebildet werden.

KRin Magdalena Föstl bedankt sich für die wichtige Arbeit der Heimaufsicht. Sie sei froh über die Dokumentation, v. a., wenn man an die Skandale im Pflegebereich denke. Allerdings appelliere sie, dieses Instrumentarium mit Herz und Verstand einzusetzen. Sie erkundigt sich, wie der neueste Stand bzgl. der Schutzausrüstung in den Pflegeheimen sei und ob, falls eine zweite Welle ‚Corona‘ komme, ausreichend vorhanden sei.

Marion Wolinski erklärt, dass der Landkreis schnell reagiert und eigeninitiativ Schutzausrüstung gekauft habe. Nach der Kreisklinik waren die Pflegeeinrichtungen als Bedarfsträger sehr hoch eingestuft worden und konnten daher gut versorgt werden. Laut den Rückmeldungen sei Schutzausrüstung ausreichend vorhanden.

KR Dr. Wilfried Seidelmann schließt sich der Meinung von KRin Matjanowski an und erklärt, dass die Pflegekräfte teilweise bis zum Burnout arbeiten würden, aber es keine Fachkräfte am Stellenmarkt gebe. Seiner Meinung nach bedinge dieser Pflegemangel, dass am Pflegeschlüssel etwas nicht stimme. Ebenso müsse eine gesellschaftliche Aufwertung des Berufsbildes erfolgen.

KRin Dr. Ulrike Burggraf stimmt KR Dr. Seidelmann bezüglich der Aufwertung des Berufes zu und an die anwesenden Kreisrät*innen gewandt bittet sie, diesen Wunsch in die Landes- bzw. Bundespolitik zu tragen.

Nachdem es keine weitere Wortmeldung gibt, bittet der Landrat den Bericht zur Kenntnis zu nehmen.


Der SFB-Ausschuss nimmt den Bericht über die Situation der ambulanten und (voll-) stationären Pflege im Landkreis Ebersberg zur Kenntnis sowie, dass der nächste Bericht im Jahr 2022 erfolgt.