Sachvortragende(r): |
Katja Witschaß, Sachbearbeiterin SG 14, Finanzen, Beteiligungen |
Der Landrat führt in das Thema ein und erläutert,
dass die Beratungen zum Haushalt bereits vor der Sommerpause beginnen würden,
durch die Festlegung des Finanzrahmens für die Fachausschüsse (Eckwerte) stelle
der Kreistag die Weichen für die Haushaltsplanung des nächsten Jahres. Dabei
handele es sich um einen intensiven Prozess, der die Verwaltung bereits an die
Mittel der Folgejahre binde. Der strategische Blick des Kreistags sei daher
besonders wichtig, insbesondere auch für einen verantwortungsvollen Umgang mit
den Geldern der Steuerzahler. Die schwierigen Zeiten mit knappen
Haushaltsmitteln würden den Kreis dabei vor besonders großen Herausforderungen
stellen, auch die Rahmenbedingungen für die Umsetzung auf kommunaler Ebene
seien schwierig. In diesem Jahr sei eine Erhöhung der Eckwerte um 8,6 % zu
verzeichnen, die heutige Debatte sei dabei nicht den Investitionen, sondern
ausschließlich den Budgets gewidmet. Dennoch hätten künftig geplante Ausgaben
selbstverständlich Auswirkungen für die Städte, Märkte und Gemeinden, die
Gelder seien, neben weiteren Faktoren wie die Schlüsselzuweisung und die
Entwicklung der Bezirksumlage, anteilig durch die Kreisumlage zu
erwirtschaften.
Beantragung eines Rederechts
für den Geschäftsführer des Kreisjugendrings (KJR) im Rahmen der Beratungen
über die Eckwerte 2024, Eilantrag von KRin Dr. Renate Glaser vom 24.07.2023
Persönlich empfinde der Landrat die Zusammenarbeit mit dem
KJR als sehr gut. Der Etat des KJR sei in enger Abstimmung mit Christian
Salberg, Leiter der Abteilung Jugend, Familie und Demografie, festgelegt
worden, es bestehe Einverständnis über die vorgeschlagenen Eckwerte. Ungeachtet
davon seien künftige Entwicklungen (z. B. Tarifverhandlungen) zu
berücksichtigen. Aus strukturellen Gründen schlage er dennoch eine Ablehnung
des Antrags vor. Einzelnen Gruppierungen das Rederecht zu erteilen würde einen
Präzedenzfall schaffen. Sodann erteilt er der Antragstellerin das Wort.
Wunsch der Ausschussgemeinschaft ÖDP/Die Linke sei es, die
Betroffenen mehr zu beteiligen, zielführend hierfür sei die direkte Ansprache
an das Gremium, so KRin Dr. Renate Glaser. Dabei stelle die
Ausschussgemeinschaft keinesfalls die Orientierung an den Eckwerten infrage,
vielmehr interessiere sie sich welche finanziellen Schwerpunkte und auch Grenzen
damit verbunden seien. Ein umfassender und transparenter Austausch ermögliche
dem Kreistag die politische Verantwortung vollumfänglich zu übernehmen, Aufgabe
des Kreistags sei es Priorisierungen der Themen inklusive dessen Umsetzbarkeit
vorzunehmen. Grundsätzlich müsse die Haushaltsdebatte mehr in den Vordergrund
gerückt werden.
KR Manfred Schmidt spricht sich gegen den Antrag der
Ausschussgemeinschaft aus, allenfalls sei diese Möglichkeit auf Ausnahmefälle
zu begrenzen. Zudem erachte er diesen Vorschlag als ein gewisses Misstrauen
gegenüber dem Abteilungsleiter, dessen Aufgabe es sei die Sachgebiete zu
koordinieren. Auch werde die AfD-Kreistagsfraktion keinesfalls einer Erhöhung
der Eckwerte im Jugendhilfeausschuss zustimmen, solange das, nach deren Ansicht,
vorliegende „Kontroll- und Prüfungsvakuum“ weiterhin bestehe.
KR Albert Hingerl empfindet das Verfahren der
Eckwerteberatungen grundsätzlich als sinnvoll, der Prozess sei jedoch
fehlerbehaftet und es seien entsprechende Optimierungen vorzunehmen. Persönlich
habe er Schwierigkeiten, in seiner Funktion als Kreisrat, die zwingende Einhaltung
der Eckwerte gegenüber den Fachausschüssen zu vertreten ohne selbst umfassend
informiert zu sein. Dementsprechend befürworte er den Eilantrag von KRin Dr.
Renate Glaser und verweist auf den in der Sitzung des Kreis- und
Strategieausschuss gefassten Beschluss vom 10.07.2023: „Der Antrag der
Ausschussgemeinschaft ÖDP/DIE LINKE vom 11.06.2023 zur ‚Eckwerteberatung –
Rederecht für die Sachgebietsleitungen‘ wird zur weiteren Beratung an die
Arbeitsgruppe Politik und Verwaltung verwiesen.“ Das Gremium müsse umfangreiche Informationen erhalten, andernfalls
sei der Prozess in anderer Weise zu gestalten.
KR Martin Wagner zeigt sich überrascht über die stets
wiederkehrende Debatte zum Verfahren der Eckwerte. Das System hätte sich seit
15 Jahren bewährt, lediglich der Jugendhilfeausschuss habe Schwierigkeiten mit
dem vorgegebenen Budget.
Der Landrat äußert sich ebenso positiv über das
Eckwertesystem als hochdemokratisches Verfahren. Der Kreistag lege damit
bereits sehr früh die Weichen für den Haushalt des Folgejahres fest, der
Verwaltung werde entsprechend der Finanzrahmen vorgegeben. Zur weiteren
Beratung verweist er auf die Sitzung der Arbeitsgruppe Politik und Verwaltung.
Die Eckwerte seien ein wichtiger Bestandteil des
Haushalts, vor der Abstimmung sei daher eine Rückmeldung der Sachgebiete über
die Investitionsvorhaben und deren Grenzen wünschenswert, so KRin Marlene
Ottinger.
KR Leonhard Spitzauer erläutert, dass das Konstrukt der
Eckwerte zwingend für die Planung der Landkreisverwaltung erforderlich sei.
Anders verhalte es sich bei den Gemeinden, hier sei der Finanzrahmen bereits
vorgegeben und über den gesamten Haushalt zu verteilen.
Sodann stellt der Landrat den Eilantrag der
Ausschussgemeinschaft ÖDP/Die Linke zur Abstimmung.
BESCHLUS EINFÜGEN
Beratungen über den
Finanzrahmen für die Fachausschüsse (Eckwerte)
Katja Witschaß hält einen Sachvortrag anhand einer
Präsentation (Anlage 2 zum Protokoll).
Der Landrat informiert über den Schuldenstand i. H. v. 31
Mio.€ mit Stichtag 31.12.2022, der Haushaltsplan 2023 gehe von einem
Schuldenstand von 65,2 Mio.€ zum Jahresende aus. Der Zuwachs müsse deutlich
reduzierter stattfinden, was sich leider ungünstig auf die Investitionen
auswirken werde. Damit könne jedoch eine derartig hohe Neuverschulung gemindert
werden.
KRin Waltraud Gruber geht auf den Vorschlag der
Finanzmanagerin ein, den Planansatz für den Zuschuss an die Energieagentur
Ebersberg-München gGmbH wie bereits im Jahr 2023 auf unveränderter Höhe
festzusetzen, obwohl diese einen Zuschussanteil für das Jahr 2024 i. H. v.
672.510 € beantragt habe. Grund für die Erhöhung des Zuschusses i. H. v. rund
106.000 € seien drei weitere Stellen nebst Tarifsteigerungen, was im Aufsichtsrat
der Energieagentur auch so beschlossen worden wäre. Unverständlich sei, dass
der Landkreis Ebersberg seinen Zuschussanteil mit Stand 2023 einfrieren,
wohingegen München einer Erhöhung zustimmen werde. Die Energieagentur sei eine
gemeinnützige Organisation in gemeinsamer Trägerschaft beider Landkreise, eine
einseitige Distanzierung von dem beantragten Zuschuss sei nicht
nachvollziehbar. Dies habe auch der Landrat des Landkreises München, Christoph
Göbel, so empfunden. Falls an diesem Vorhaben seitens der Verwaltung
festgehalten werde, sei der Eckwertevorschlag entsprechend abzulehnen.
Die Energieagentur Ebersberg-München gGmbH habe in den
vergangenen beiden Jahren einen Gewinn erwirtschaftet, welcher zum Ausgleich
der Personal- und Tarifsteigerungen genutzt werden könne, so der Landrat. Zudem
sei in den letzten Jahren stets eine Rückzahlung der überschüssigen Beträge
anteilig an die beiden Landkreise erfolgt. Bei dringender Notwendigkeit könne
auch ein Ausgleich am Jahresende erfolgen, die Gesellschafter hätten ohnehin
eine Nachschusspflicht. Der Eckwert könne damit unbedenklich so festgesetzt
werden.
KR Manfred Schmidt begrüßt die Empfehlung der
Finanzmanagerin zum Kreisjugendring Ebersberg (KJR), welche eine Begrenzung der
Personalkostensteigerung auf den tariflich begründeten Kostenanstieg sowie die
Stufenaufstiege vorschlägt. Die AfD-Kreistagsfraktion werde dem
Eckwertevorschlag 2024 für den Jugendhilfeausschuss nicht zustimmen, solange
keine Prüfung des KJR außerhalb der verbandseigenen Prüfung erfolgt sei.
KRin Dr. Renate Glaser erläutert, dass das grundsätzliche
System der Eckwerte nicht in Frage gestellt werden würde, allerdings bewerte
die Ausschussgemeinschaft ÖDP/Die Linke gewisse Parameter anders. Der
Eckwertevorschlag der Sachgebiete würde erheblich von dem Wert der
Finanzmanagerin abweichen. Eine detaillierte Erläuterung über die Umsetzbarkeit
von Projekten und deren Grenzen, insbesondere auch aus Sicht der
Abteilungsleiter, sei für die Beschlussfassung elementar, andernfalls werde die
Ausschussgemeinschaft den vorgeschlagenen Eckwerten nicht zustimmen.
KR Martin Lechner zeigt sich erstaunt über das Anliegen
der Ausschussgemeinschaft. Die Eckwerte seien in den Fachausschüssen intensiv
diskutiert worden, zumal eine erneute Abstimmung im Kreistag erfolgen würde.
KR Benedikt Mayer bedankt sich für die transparente
Vorstellung der Eckwerte, diese seien nun politisch zu bewerten. Wie in der
Sitzung des Kreis- und Strategieausschusses am 10.07.2023 würde die
Kreistagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen teilweise zu einer anderen Bewertung
kommen, bereits hier habe er eine gewisse Skepsis geäußert. Kritisch sehe er
die unveränderte Höhe des Zuschusses gegenüber dem Vorjahr an die
Energieagentur Ebersberg-München gGmbH, ebenso sei der Eckwertevorschlag im
Bereich des Jugendhilfeausschusses problematisch. Dieser entspreche mit 19
Mio.€ dem Planansatz 2023, obgleich allein die Tariferhöhung für das Jahr 2024
einen erheblichen Teil ausmachen würde. Durch die Kürzungen im LSV-Ausschuss
sei der Werteerhalt der Liegenschaften nicht gewährleistet, was sich wiederum
negativ für die künftigen Generationen auswirken werde. Ebenso bedenklich seien
die Einsparungen im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) von 3,8
Mio.€ auf 2 Mio.€, gleichwohl die Kreistagsfraktion diesen stärken möchte. Den
vorgeschlagenen Eckwerten könne nicht zugestimmt werden.
Trotz der vorgeschlagenen Kürzungen im ÖPNV sei der
beschlossene Nahverkehrsplan umzusetzen, so der Landrat. Die überwiegende
Anzahl der Maßnahmen sei bereits realisiert worden. Im Bereich der Mobilität
seien die letzten Jahre zahlreiche Fortschritte zu verzeichnen, dennoch dürfe
die Auswirkung auf die Kreisumlage nicht vergessen werden. Die Kürzungen seien
ein strategisches Signal an die Gemeinden mit der Zielsetzung in Richtung
Sparsamkeit, obgleich diese sich in einer äußerst schwierigen Gefechtslage
befinden würden.
KR Martin Wagner informiert über die Notwendigkeit einer
Erhöhung der Kreisumlage (prognostiziert um 1,2 Punkte) trotz Steigerung der
Umlagekraft sowie vorgenommener Kürzungen. Die CSU-/FDP-Kreistagsfraktion werde
den Eckwerten zustimmen, diese Vorgaben würden in den jeweiligen Ausschüssen
ohnehin nochmals intensiv diskutiert werden.
Sodann beantragt KRin Bianka Poschenrieder eine getrennte
Abstimmung über die Eckwerte des jeweiligen Fachausschusses.
Der Kreistag
fasst folgende Beschlüsse:
1. Abstimmung über den Eilantrag von Kreisrätin Dr. Renate Glaser vom 23.07.2023:
Beantragung eines Rederechts für den Geschäftsführer des Kreisjugendrings für den Tagesordnungspunkt „Haushalt 2024; Finanzrahmen für die Fachausschüsse (Eckwerte)“ in der heutigen Kreistagssitzung am 24.07.2023
& |
abgelehnt |
Ja 23 Nein 34 Anwesend 57 |
2. Für die Haushaltsberatungen 2024 werden den Fachausschüssen folgende Eckwerte vorgegeben
|
Plan 2023 |
Eckwertevorschlag
2024 |
|
|||
Kreis- und Strategieausschuss (KSA) |
13.412.686 |
13.900.000 |
|
|||
|
& |
angenommen |
Ja 40 Nein 18 Anwesend 58 |
|||
|
Plan 2023 |
Eckwertevorschlag
2024 |
|
|||
Jugendhilfeausschuss |
19.000.000 |
19.000.000 |
|
|||
|
& |
angenommen |
Ja 32 Nein 26 Anwesend 58 |
|||
|
Plan 2023 |
Eckwertevorschlag 2024 |
|
|||
SFB-Ausschuss |
21.399.982 |
22.900.000 |
|
|||
|
& |
angenommen |
Ja 53 Nein 5 Anwesend 58 |
|||
|
Plan 2023 |
Eckwertevorschlag
2024 |
|
|||
LSV-Ausschuss |
16.524.947 |
19.000.000 |
|
|||
|
& |
angenommen |
Ja 47 Nein 11 Anwesend 58 |
|||
|
Plan 2023 |
Eckwertevorschlag
2024 |
|
|||
ULV-Ausschuss |
9.620.577 |
12.000.000 |
|
|||
|
& |
angenommen |
Ja 32 Nein 26 Anwesend 58 |
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3. Abstimmung über den Generalbeschluss
Summe |
79.958.192 |
86.800.000 |
Die Summe der Eckwerte für die
Fachausschüsse beträgt 86.800.000 €. Die Summe der zur Verfügung gestellten
Finanzmasse erhöht sich gegenüber der Planung 2023 um 6.841.808
€ bzw. 8,6 %.
Die Fachausschüsse werden aufgefordert bei der Haushaltsplanung 2024 diese Eckwerte einzuhalten.
& |
angenommen |
Ja 33 Nein 25 Anwesend 58 |