Sitzung: 04.12.2023 Kreis- und Strategieausschuss
Beschluss: einstimmig angenommen
Abstimmung: Ja: 13, Nein: 0, Anwesend: 13
Vorlage: 2023/1093
Der gewählte stellvertretende Landrat
Walter Brilmayer übergibt das Wort an die Antragsteller.
KRin und Antragstellerin Antonia
Schüller erläutert den Antrag ‚Zuwanderung für Zukunft – Ebersberger Betriebe
durch ausländische Fachkräfte stärken‘, mit folgenden drei Punkten:
1. Die
Verwaltung wird beauftragt eine Umfrage unter den Betrieben im Landkreis Ebersberg
zu erheben. Ziel dieser Umfrage ist es, Gründe ausländischer Fachkräfte für ihre
Migration auszumachen. Im Fokus dieser Umfrage soll u.a. stehen, welche Faktoren
den Landkreis aus Sicht der Fachkräfte besonders attraktiv oder unattraktiv machen.
Ebenso soll beleuchtet werden ob, und unter welchen Umständen die Fachkräfte
sich auch in Zukunft vorstellen können im Landkreis zu arbeiten.
2. Der
Landkreis spricht sich dafür aus, dass Geflüchteten der Zugang zu Arbeit und Ausbildung
erleichtert wird. Besonderes Augenmerk soll dabei auf die Arbeitsbedingungen
gelegt werden, damit die Einhaltung der Regelungen zum Arbeitsschutz und
Mitarbeiter*innenschutz auch für diese Fachkräfte sichergestellt werden kann.
3. Der
Landkreis unterstützt alle Betriebe und Unternehmen im Landkreis Ebersberg, die
Geflüchteten einen festen Arbeitsplatz geben.
In seiner Funktion als Unternehmer
berichtet KR und Antragssteller Johannes Rumpfinger von seinen positiven
Erfahrungen mit ausländischen Fachkräften, die oft eine Fülle von Fähigkeiten
und Erfahrungen mitbringen, als auch über die Abhängigkeit von Zuwanderung, um
damit dem Fachkräftemangel entgegen wirken zu können.
Augustinus Meusel, Sachgebietsleiter
Wirtschaftsförderung, Regionalmanagement, erklärt, die Aufenthalts- und
Erwerbsmöglichkeiten ausländischer Fachkräfte regele das Ausländer- und
Arbeitsrecht. Die Gesetzgebungskompetenz hierfür liege beim Bund und sei somit
der Dispositionsmöglichkeit des Landkreises entzogen. Soweit bei der
Wirtschaftsförderung Unternehmer zur Beschäftigungsmöglichkeit ausländischer
Fachkräfte anfragen, würden diese kurz beraten sowie in der Regel an die
zuständigen Stellen weitergeleitet werden. Er habe Herrn Benedikt Hoigt,
Geschäftsführer Jobcenter Ebersberg, um eine Stellungnahme gebeten, die er
verliest:
„Grundsätzlich ist das Jobcenter
immer sehr stark bemüht, alle Kundinnen und Kunden auf dem ersten Arbeitsmarkt
zu integrieren. Gerade bei den geflüchteten Menschen spielen im Hinblick auf
den ersten Arbeitsmarkt die ausländerrechtlichen Vorschriften, aber auch der
Spracherwerb eine große Rolle.
Seit dem 18.10.2023 hat die Bundesregierung den „Turbo zur
Arbeitsmarktintegration“ von geflüchteten Menschen initiiert. In diesem Thema
soll die Integration von geflüchteten Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt
deutlich schneller erfolgen. Gerade für die geflüchteten Menschen ergibt sich
eine weitere Möglichkeit der Integration, aber auch für die Arbeitgeber gibt es
eine sehr gute Option offene Arbeits- und Ausbildungsstellen zu besetzen.“
Zu Punkt 1 des Antrages erklärt
Augustinus Meusel, dass eine qualifizierte Unternehmerbefragung machbar, aber
mit deutlichen Kosten und Personaleinsatz verbunden sei. Zu Coronazeiten wurde
ein Dienstleister, der Unternehmerbefragungen durchführe, pauschal angefragt.
Demnach muss mit Kosten für die Durchführung und Auswertung der Befragung von
ca. 18.000 – 20.000 € gerechnet werden. Damals wurde die Unternehmerbefragung
nicht beauftragt. Persönlich bezweifle er, so Augustinus Meusel, dass der
Erkenntnisgewinn einer solchen Unternehmerbefragung etwas bringe, denn der
Fachkräfte- und Arbeitsmangel sowie die bürokratischen Hürden seien bekannt.
Während der Beratung übernimmt der
Landrat wieder den Vorsitz.
Einige
Mitglieder bezweifeln, dass eine Datenerhebung durch ein externes Unternehmen
neue Erkenntnisse bringe. Um die heimischen Unternehmen zu unterstützen,
sprechen sich die Mitglieder mehrheitlich dafür aus, niederschwellig, im Rahmen
eines ‚Runden Tisch‘, zusammen mit der IHK und der Kreishandwerkskammer, unter
der Federführung der Wirtschaftsförderung, die Probleme bei der Integration von
Geflüchteten zu erheben und nach Lösungen zu suchen.
Den Vorschlag aufgreifend, wird der
Antrag der Kreistagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen von Seiten des Gremiums in
Teilen neu formuliert.
KR und Antragssteller Johann
Rumpfinger erachtet das Beratungsergebnis als einen guten Weg, auf dessen
Lösungsvorschläge aufgebaut werden könne.
KR Manfred Schmidt äußert sich
erfreut über das Ergebnis, zumal dem Landkreis dadurch, außer Sitzungsgeld,
keine Kosten entstünden.
Der Landrat stellt den gemeinsam
erarbeiteten Beschlussvorschlag zur Abstimmung.
Der Kreis- und Strategieausschuss
fasst folgenden Beschluss:
1. Die Wirtschaftsförderung wird beauftragt, mit der Industrie- und Handelskammer (IHK), dem Kreishandwerksmeister, dem Jobcenter, dem Jobcenterbeirat, dem Ausländeramt und Vertretern der Fraktionen, die Probleme bei der Integration von Geflüchteten im Rahmen eines runden Tisches zu erheben und mit Lösungsvorschlägen dem Kreis- und Strategieausschuss erneut zur Beratung vorzulegen.
2. Der Landkreis spricht sich dafür aus, dass Geflüchteten der Zugang zu Arbeit und Ausbildung erleichtert wird.
3. Der Landkreis unterstützt alle Betriebe und Unternehmen im Landkreis Ebersberg, die Geflüchteten einen festen Arbeitsplatz geben.