Vorberatung        

ULV-Ausschuss am 23.07.2015, TOP 7 Ö

 

Der Landrat führt in den Sachverhalt ein und berichtet, dass aufgrund eines aktuellen Schulbusunfalls im Juni, Kreisrat Martin Esterl beantragt habe, dass der Kreistag eine Petition an den Bayerischen Landtag bzw. an die Bayerische Staatsregierung richte und diese ggf. an die Bundesregierung weiterleite mit dem Inhalt, die Gurt- und Sitzplatzpflicht in Schulbussen einzuführen. Neben dem Antrag von Kreisrat Martin Esterl habe sich MdB Dr. Andreas Lenz, MdL Thomas Huber und er sich in dieser Sache an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrinth gewandt. Ferner sei MdL Dr. Florian Herrmann (Präsident der Landesverkehrswacht Bayern e.V.) von MdL Thomas Huber angeschrieben worden.

 

Ziel sei es, die Sicherheit in Schulbussen zu erhöhen. Im ULV-Ausschuss am 23.07.2015 habe man das Thema auch mit den anwesenden Busunternehmern Ettenhuber, Reiser und Riedl ausführlich und konstruktiv erörtert. Von den 5.400 Schüler für die der Landkreis zuständig sei, würden nur rund 1.300 mit Schulbussen befördert werden. 4.100 Schüler würden öffentliche Buslinien oder die S-Bahn nutzen. Eine Sitzplatzgarantie und Anschnallpflicht für rund 1.300 Schüler könne der Landkreis alleine finanziell und organisatorisch nicht leisten. Dies würde auch zu einer Zweiklassengesellschaft zwischen Schülern in Schulbussen und denen in öffentlichen Buslinien führen. Er wolle auch keine weitere Zweiklassengesellschaft zwischen den Schülern für die der Landkreis zuständig sei und denjenigen im Zuständigkeitsbereich der Gemeinden. Die Mehrkosten in Höhe von 450.000 €, so der Landrat, seien ihm nicht zu teuer, jedoch sei dies nur der Beitrag des Landkreises, sofern der Freistaat auch 60% der Zusatzkosten mittrage. Sobald der Bund und die Länder die finanziellen und gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen würden, wäre der Landkreis selbstverständlich bereit, diese umzusetzen. Die Thematik müsse über die Landkreisgrenzen hinaus allgemein geregelt werden.

 

Wortmeldung aus dem Gremium (Dr. Wilfried Seidelmann), laut Bayerischer Unfallversicherung, gäbe es in kleinen Transportbussen für 8-9 Personen eine Gurt- und Anschnallpflicht. Problematisch seien die öffentlichen Busse und alle Busse ohne Gurte. Bei Kindern mit einer Körpergröße < 1,5 m würden Gurte nicht halten, dafür würde eine Sitzplatzerhöhung benötigt werden. Dies sei wohl schwierig durchzusetzen bzw. in der Praxis umzusetzen.

 

Wortmeldung (Martin Esterl), es freue ihn, dass sich so viele dem Thema anschließen und dass auch Kreisrätin Doris Rauscher eine Anfrage dazu im Landtag gestellt habe. Eine schrittweise Verbesserung sei gut, die Sicherheit der Kinder gehe vor. Er möchte jedoch seinen Antrag mit der „Anschnallpflicht“ aufrechterhalten. Die Kosten könne man erst später berücksichtigen.

 

Wortmeldung (Thomas Huber), die CSU unterstütze den Antrag von Herrn Esterl und habe auch Verständnis für die Eltern. Eine 100% Sicherheit gebe es jedoch in keinem System und Schulbusse gelten immer noch als die sicherste Beförderung. Er beantrage, den Beschlussvorschlag um die Forderungen des CSU-Schreibens zu ergänzen. Die Gurtpflicht sei eine reine Bundesangelegenheit.

 

Antrag aus dem Gremium (Johanna Weigl-Mühlfeld), dass der Landkreis bei Ausschreibungen Gurte in den Bussen einfordere. In Reisebussen gäbe es Gurte, die auch für Kinder passen. Sie unterstütze den Antrag von Herrn Esterl, den Kindern müsse doch überhaupt erst einmal die Chance gegeben werden, sich anschnallen zu können.

 

Anmerkung aus dem Gremium (Philipp Goldner), dass laut Gemeindeunfallversicherung (GUV) die Gefährdung in privaten PKWs viermal höher sei als in Schulbussen, ebenso sei die Unfallschwere höher. Bei der Debatte zur Sicherheit in Schulbussen müsse auch beachtet werden, dass jedes Elternteil, das sein Kind nicht in die Schule fährt, die Verkehrssicherheit erhöhe.

 

Wortmeldung (Franz-Xaver Garhammer), dass Kinder sich sowieso nicht an die Gurtpflicht halten würden, dies zu kontrollieren bedürfe auch Fahrplanänderungen. Er sei gegen die Anschnallpflicht, auch wegen der zu hohen Kosten. Wäre der Unfall nicht passiert, würde man das Thema gar nicht diskutieren.

 

Wortmeldung (Martin Lechner), er trage den Antrag von Herrn Esterl grundsätzlich mit, nur könne man nicht was fordern, was nicht umsetzbar sei (Anschnallpflicht).

 

Apell aus dem Gremium (Doris Rauscher), sich nicht in Details zu verlieren, sondern erst einmal politische Ziele zu formulieren. Wichtig sei, dass der Landkreis den Mut fasse, diese Forderungen anzubringen und geschlossen auftrete. Andere Länder seien beim Thema Schulbussicherheit viel weiter.

 

Wortmeldung (Alexander Müller), der Beschluss im ULV-Ausschuss sei gut gewesen, eine Sitzplatzgarantie v.a. für die kleinen Schüler, sei ein Anfang. Die Kostenbetrachtung sei auch überschaubar.

 

Wortmeldung (Dr. Andreas Lenz), er appelliere für den Änderungsvorschlag der CSU zu stimmen. Der Verkehrsminister wolle das Schreiben der CSU wohlwollend prüfen.

 

Der Landrat lässt über den Beschlussvorschlag mit den Änderungen aus dem CSU-Vorschlag abstimmen.


Der Kreistag fasst folgende Beschlüsse:

 

1.    Die Initiative zur Erhöhung der Sicherheit in Schulbussen an das Bundesverkehrsministerium wird befürwortet.

&

einstimmig angenommen

 

 

2.    Bundesregierung und Bayerische Staatsregierung werden aufgefordert, die gesetzlichen und finanziellen Voraussetzungen zu schaffen um eine Sitzplatzgarantie und Gurtpflicht in Schulbussen zu gewährleisten.

&

abgelehnt

gegen 21 Stimmen

 

3.    Bundesregierung und Bayerische Staatsregierung werden aufgefordert, die gesetzlichen und finanziellen Voraussetzungen zu schaffen um eine Sitzplatzgarantie in Schulbussen zu gewährleisten.

 

&

angenommen

gegen 1 Stimme

 


Änderungs-Vorschlag zu Nr. 2 der CSU-FDP-Fraktion:
Der Bund wird aufgefordert zu prüfen, ob und wie eine Sitzplatz- und Gurtpflicht in Schulbussen umsetzbar ist und dies auch mit Verbänden und Betroffenen aus der Praxis zu diskutieren. Lösungsmöglichkeiten sind eng mit den kommunalen Spitzenverbänden sowie den Bundesländern abzustimmen.

 

Nicht mehr abgestimmt