Vorstellung Studie alternative Antriebe im Landkreis Ebersberg
Der Landkreis Ebersberg hat sich im September 2019
entschieden, diejenigen MVV-Regionalbuslinien welche in absehbarer und für eine
Umstellung angemessenen Zeit zur Neuvergabe anstehen, auf deren Eignung zum
Einsatz emissionsfreier Fahrzeuge (Batterie- und Brennstoffzellenbusse)
untersuchen zu lassen.
Zudem sollen grundlegende Aussagen zu allen
alternativen Antriebsformen getroffen werden. Letzteres im Hinblick auf die
aktuelle politische Diskussion und die Vorgaben die sich aus der Clean Vehicles
Directive (CVD) ergeben.
Die Ergebnisse der Studie sollen die
Entscheidungsfindung im Landkreis Ebersberg, in Bezug auf die Einführung von
alternativen, emissionsfreien Antrieben im MVV-Regionalbusverkehr
vereinfachen.
Die Kostenabschätzungen innerhalb der Studie beruhen
auf Erfahrungswerten, auf Annahmen entsprechend der Marktsituation oder einer
praxisnahen Festlegung. Sämtliche Parameter sind in der Simulationsumgebung
frei veränderbar. Die Simulationsvariablen wurden im Laufe der Studie bei
Bedarf angepasst.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben mittlerweile die MVV
Regionalbuslinien 411, 442, 445, 446, 453, 459, 463, 465 und 469 die gemeinsame
Studie „MVV Studie Alternative Antriebe“
der Unternehmen TTK und BLIC durlaufen. Die Option der Batteriebusse wurde gegenüber
den Brennstoffzellenbussen detaillierter untersucht.
Als Betriebsszenario wurde bei den Simulationen ein
Worst-Case.Szenario zugrunde gelegt. So wurden Fahrten simuliert, die bei minus
10 Grad mit dem maximal zulässigen Gesamtgewicht verkehren sowie bei jeder
Haltestelle stoppen und wieder anfahren.
Speziell für Batteriebusse wurde folgendes
Analysespektrum untersucht:
- Wo sollen Ladepunkte
gebaut werden?
- Welche Ladeleistung
soll installiert werden?
- Welche
Batterietechnologie und -kapazität soll gewählt werden?
- Wie viele Busse müssen
(zusätzlich) eingesetzt werden?
- Welche
Systemkonfigurationen empfiehlt sich unter verschiedenen
Rahmenbedingungen?
Gesamtbewertung der Unternehmen TTK und BLIC zur
Umstellung auf emissionsfreie Antriebe aller aktuell betrachteten MVV
Regionalbuslinien im Landkreis Ebersberg:
- Eine Umstellung der
betrachteten Linien ist machbar.
- Für die Linien im
Landkreis Ebersberg wird Langsamladen im Depot oder im Depot und der
Endhaltestelle bei Batteriebussen empfohlen.
- Eine Umstellung auf
Batteriebusse ist auf einigen Linien mit einem Fahrzeugmehrbedarf
verbunden.
- Die Umstellung auf
Batteriebusse wäre laut Simulation mit einer Kostensteigerung von
durchschnittlich 38,8% verbunden.
- Die Umstellung auf
Brennstoffzellenbusse wäre laut Simulation mit einer Kostensteigerung von
durchschnittlich 61,4% verbunden.
- Bei Umstellung, gerade
auf Batteriebusse, wird eine Überarbeitung der Fahrpläne empfohlen.
- Die Errichtung lokaler
Nachladestationen können nicht ausgeschlossen werden.
- Synergieeffekte können
durch gebündelte Vergaben erreicht werden.
- Eine zentrale Lade-
bzw. Tankinfrastruktur (BZ Busse) sollte diskutiert werden.
- Durch weitere
Szenarienanalysen mit Parametern für Technologien, Betrieb und Kosten kann
in einem nächsten Schritt die Systemauslegung an die praktische Umsetzung
angenähert werden.
- Fördermöglichkeiten
reduzieren den Investitionsbedarf deutlich.
Gesamtbewertung
der aktuellen Studienergebnisse durch die Verwaltung:
Die Studie gibt einen guten Überblick über die
Möglichkeiten zur Einführung alternativer, emissionsfreier Antriebe im
Landkreis Ebersberg. Besonders der Einsatz von Elektrobussen wird ausgiebig
dargestellt.
Dennoch sieht die Verwaltung Bedarf an weiteren
Informationen und vor allem Erfahrungen aus dem Praxisbetrieb, da die Studie
durch die Definition von Parametern nicht alle Aspekte beleuchten konnte, die
in der Praxis relevant sein können.
So wurde in der Simulation angenommen, dass es keine
Tankstelle für Brennstoffzellenbusse auf einem unternehmenseigenen Betriebshof
gibt. Diese Annahme hat sich in der Realität überholt.
Beim Fahrzeugmehrbedarf bei Batteriebussen bezieht
sich die Simulation lediglich auf die Ladezeiten. Bei notwendigen
Verstärkerfahrten im Schülerverkehr, kann das verringerte Platzangebot in Batteriebussen
zu einem weiteren Fahrzeugmehrbedarf führen, der sich letztendlich monetär
niederschlägt. Neben der Materialbeschaffung ist nach Aussage eines im
Landkreis ansässigen Busunternehmers vor allem der erhöhte Personalbedarf
kostentreibend.
Die Studie simuliert den Betrieb bei minus 10 Grad,
jedoch beachtet sie keine Leistungsverluste beim Laden der Batterie bei sehr
niedrigen Temperaturen. Nach Rücksprache mit einem Automobilhersteller sind
Leistungsverluste beim Ladevorgang bei niedrigen Außentemperaturen zu erwarten.
Die Umläufe könnten dadurch beeinflusst werden.
Die Studie schlägt Ladepunkte an Endhaltestellen vor.
Die Situationen vor Ort (Stromanschlüsse, Grundstücksbesitzer, andere
Buslinien mit Ladebedürfnissen) sind jedoch nicht endgültig geklärt. Einige
Endhaltestellen der Ebersberger MVV Regionalbuslinien erscheinen nicht
ausreichend Platzkapazitäten für lange Ladevorgänge zu haben.
Die Studie schlägt vor, die Fahrpläne insoweit
anzupassen, dass Ladevorgänge geleistet werden können. Die Fahrpläne
orientieren sich aktuell aber am Bedarf der Fahrgäste. Um Fahrgäste langfristig
zu binden ist ein auf die Bedürfnisse der Fahrgäste zugeschnittener Fahrplan
notwendig.
Die Einführung von Batteriebussen ist aktuell mit
Planungsnebenkosten durch die Beauftragung eines Planungsbüros verbunden. Die
entsprechende Expertise ist beim MVV noch nicht aufgebaut, wird aber in Zukunft
dort verortet.
Die aktuelle Vertragsgestaltung der MVV
Regionalbuslinien im Landkreis Ebersberg erschwert eine Vergabe in
Linienbündeln. Fraglich ist, ob die bewährte Praxis der Einzelvergaben
aufgegeben werden soll.
Die Preisentwicklung im Energiesektor fand in den
Berechnungen keine Berücksichtigung. Eine Berechnung verschiedener
Entwicklungen fand nicht statt.
Empfehlung der
Verwaltung:
Neben dem Landkreis München, führt die Stadt Erding im
Stadtverkehr Elektrobusse ein. Die dort gewonnenen Erfahrungen, werden zur
weiteren Planung im Landkreis Ebersberg hilfreich sein. Erste Erfahrungswerte
aus dem Landkreis München existieren bereits.
Der Landkreis Ebersberg sowie der Landkreis München
setzen in naher Zukunft Brennstoffzellenbusse als On-Top Busse auf
ausgewählten Landkreislinien ein. Auch diese Erfahrungswerte werden für die
weiteren Planungen hilfreich sein.
Im Zusammenspiel der gewonnenen Erfahrungen, mit den aktuellen Simulationsergebnissen wird sich zu gegebener Zeit eine Entscheidungsgrundlage zur Einführung von alternativen, emissionsfreien Antrieben im MVV Regionalbusverkehr im Landkreis Ebersberg ergeben. Es wird linienspezifisch zu entscheiden sein, welche Antriebsform sich als die wirtschaftlichste anbietet.
Auswirkungen auf den Klimaschutz:
Dem ULV-Ausschuss wird folgender Beschluss vorgeschlagen:
Keiner, Kenntnisnahme.
Auswirkung auf den Haushalt:
keine