Diese Angelegenheit wurde bereits behandelt im
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20. LSV-Ausschuss am 28.09.2022 TOP 18 N Informationen und
Bekanntmachungen
Bauwerksprüfung
Dreifachturnhalle Humboldt-Gymnasium Vaterstetten
Im
vorgeschriebenen Turnus werden an den landkreiseigenen Gebäuden wiederkehrende
Bauwerksprüfungen nach der VDI6200 durchgeführt. Die VDI beschreibt neben den
zu prüfenden Objekten (Hallen und Räume Spannweiten über 12 m sowie größer
auskragende Bauteile) auch die Art und den Turnus der durchzuführenden
Prüfungen.
Anfang
August 2022 erfolgte durch das Ingenieurbüro Burggraf + Reiminger Beratende
Ingenieure GmbH die wiederkehrende Bauwerksprüfung der 3-fach-Turnhalle am
Humboldt-Gymnasium in Vaterstetten. Dabei handelt es sich um eine eingehende
Überprüfung des Tragwerks durch eine besonders fachkundige Person nach der
Richtlinie VDI 6200, welche alle 12 bis 15 Jahre durchzuführen ist.
Die
Dachträger der Turnhalle wurden ca. 1970 als Spannbetontrogplatten ausgeführt.
In den 24 Bindern befinden sich - neben der konventionellen Bewehrung - jeweils
6 vorgespannte Spannstähle mit unterschiedlichen Durchmessern. Die Vorspannung
ist für die Standsicher-heit der schlanken Betonbinder unerlässlich. Auf die
Stähle wirkt ständig eine Spannkraft von ca. 130 Tonnen.
Die
bei der Errichtung der Turnhalle rechnerisch angesetzte Schneelast wurde bei
den vorherigen Bauwerksüberprüfungen als deutlich zu gering angesehen. Deshalb
wurde im Jahre 2007 ein Überwachungssystem installiert, um die Durchbiegung von
vier ausge-wählten Trägern zu kontrollieren. Im Fall einer Absenkung dieser
Dachträger z. B. infolge einer hohen Schneelast auf dem Dach erfolgt eine
Alarmierung zur Räumung bzw. Sperrung der Turnhalle.
Bei
der im August 2022 durchgeführten Überprüfung des Dachtragwerks wurden an
einigen Dachträgern Verformungen festgestellt, die größer sind als die in den
Berechnungen der Bestandsstatik zulässigen Verformungen.
Eine
schlüssige Erklärung für diese Durchbiegungen konnte nicht gefunden werden,
somit wurde vom Ingenieurbüro die Empfehlung ausgesprochen die Halle zu sperren
und weitere Untersuchungen durchführen zu lassen. Hierbei sollte insbesondere
geklärt werden, ob Beschädigungen im Bereich der Spannstähle in den Trägern vorliegen.
Die
vorläufige Sperrung der Turnhalle erfolgte am 11.08.2022.
Im
August und September 2022 wurden von der Fa. Hochtief Engineering GmbH Sondierungen
zur Feststellung von Beschädigungen der Spanstähle durchgeführt. Mit Hilfe
eines Endoskops wurde ein Großteil der vorhandenen Bohrlöcher auf Schäden im
Bereich der Spannstähle untersucht. Die Auswertung dieser Sondierungen wurde
von der Firma Hochtief Engineering GmbH am 27.09.2022 vorgelegt und im
Anschluss durch das Ingenieurbüro Burggraf + Reiminger Beratende Ingenieure
GmbH mit folgendem Ergebnis bewertet:
Bei
den durchgeführten Untersuchungen wurde 159 Beschädigungen an den Spannstählen
festgestellt, wobei nicht alle Bohrungen im Bereich der Träger untersucht
werden konnten. Die Beschädigungen in Form von Kerben, die durch das Anbohren
der Spannstähle entstanden sind, führen dazu, dass die Stähle bei der
statischen Nachrechnung der Binder nicht mehr berücksichtigt werden dürfen. Es
ist zu befürchten, dass derartige Kerben ohne weiteres Zutun infolge der
eingeprägten Vorspannung zu einem plötzlichen Bruch der Spannstähle führen
können. Weisen zwei der sechs vorhandenen Spannstähle Beschädigungen auf, kann
der erforderliche Sicherheitsbeiwert nach Aussage des Ingenieurbüro Burggraf +
Reiminger für den betroffenen Betonbinder nicht mehr eingehalten werden.
Einer
Wiederaufnahme der Nutzung konnte deshalb nach Vorlage des Berichtes nicht
zugestimmt werden.
Eine umfangreiche Sanierung der Dachbinder
verbunden mit einer Erneuerung der Dachhaut ist bei diesem Schadensbild
zwingend erforderlich.
Um
eine erste Einschätzung zu einer möglichen Sanierung und eine Aussage zu einer
temporären Nutzung bis zu einem Sanierungsbeginn zu erhalten, wurde Herr Prof.
Dr. Ing. Wolfgang Finckh als Spezialist für Spannbetonbau eingeschaltet. Er
kann einer zeitlich begrenzten Nutzung der Halle bis zum Sanierungsbeginn
zustimmen, wenn alle Binder durch das Überwachungssystem überwacht werden, da
ein Bruch der bei der Turnhalle verwendeten Art von Spannstählen wohl zunächst
über eine Verformung der Träger angekündigt wird.
Derzeit
ist in Klärung, in welchem Zeitraum eine Erweiterung des vorhandenen
Überwachungssystems auf alle Binder möglich ist und mit welchen Kosten dieses
verbunden ist. Je nachdem ob noch Sensoren für die Erweiterung des Systems auf
Lager sind, könnte eine Inbetriebnahme des Systems frühestens Anfang Februar
2023 erfolgen. Sollten die Sensoren nicht vorrätig sein, könnte sich die
Inbetriebnahme wegen Lieferengpässen auf Juni 2023 verschieben.
Als
nächster weiterer Schritt sollte in Bezug auf eine Sanierung der Turnhalle
zunächst eine Machbarkeitsstudie erstellt werden. Erst dadurch können
unterschiedliche Lösungsansätze wie eine reine Sanierung der betroffenen
Bereiche, eine Kernsanierung und eventuell auch ein Abriss und Neubau der Halle
aufgezeigt und mit Kosten hinterlegt werden.
Derzeit
muss davon ausgegangen werden, dass ein Zeitraum von ca. 2 Jahren als Vorlauf
für einen Sanierungsbeginn benötigt wird.
Angaben
zu den weiteren landkreiseigenen Sporthallen.
Für das
Kalenderjahr 2022 wurden an den landkreiseigenen Sporthallen alle
erforderlichen Bauwerksprüfungen durchgeführt. Mit Ausnahme der Turnhalle am
Gymnasium Vaterstetten, wurden keine größeren Mängel festgestellt.
Auswirkungen
auf andere Maßnahmen
Maßnahme
984-Erneuerung MSR-RLT in der Dreifachturnhalle:
Die Ausführung der Maßnahme Erneuerung der
MSR der Lüftungsanlagen wurde auf Grund der bestehenden Ungewissheit über die
notwendigen Sanierungsmaßnahmen an der Dachhaut und Dachkonstruktion gestoppt.
Wie aus dem Schnitt B-B zu erkennen ist
befindet sich die bestehende Lüftungszentrale (blau
markierter Bereich) direkt unter den Dachträgern bzw. unter der Dachhaut.
Schnitt
B-B: Turnhalle durch Tribüne mit Verteiler Gang und RLT Zentrale
Ein Eingriff in das Tragwerk oder eine
Sanierung der Dachfläche hätte voraussichtlich direkte Auswirkungen auf die
bestehende Lüftungszentrale mit den darin enthaltenen Anlagen.
Auch wenn mögliche Fördermittel der
Förderrichtlinie des Bundes für raumlufttechnische Anlagen in öffentlichen
Gebäuden zur Eindämmung des Corona-Virus abgreifbar wären, wurde das
wirtschaftliche Risiko als zu hoch eingestuft, um die Ausschreibung derzeit auf
den Markt geben zu können.
Sinnvoller erscheint derzeit eine Erneuerung
der Lüftungsanlagen einschl. MSR etc. in die Sanierung der
Dachkonstruktion/Dachhaut aufzunehmen, um damit entsprechenden Fördermittel beantragen
zu können und ein funktionierendes Gesamtkonzept zu erhalten.
Auswirkungen auf den Klimaschutz:
Wenn ja, negativ:
Bestehen alternative
Handlungsoptionen?
Dem LSV-Ausschuss wird folgender Beschluss
vorgeschlagen:
1. Der LSV Ausschuss wird um Kenntnisnahme gebeten.
2. Die Verwaltung wird beauftragt eine Machbarkeitsstudie zur Sanierung der Dreifachturnhalle Vaterstetten zu beauftragen.
3. Der vorübergehenden Nutzung der Halle zum nächstmöglichen Zeitpunkt mit einem Überwachungssystem aller Binder wird zugestimmt.
4. Haushaltsmittel für die Machbarkeitsstudie stehen nicht zur Verfügung und können wegen der angespannten Haushaltslage im Jahr 2023 nicht außerplanmäßig zur Verfügung gestellt werden. Sie müssen bis zu einer Höhe von 200.000 € durch Verschiebung anderer, geplanter Maßnahmen finanziert werden.
Auswirkung auf den Haushalt:
Die Kosten für die Sanierung
sind derzeit nicht zu beziffern. Die kostenpflichtigen Untersuchungen bis zur
Feststellung der Sanierungskosten müssen aus dem laufenden Haushalt finanziert
werden. Außerplanmäßige Ausgaben können wegen der angespannten Finanzlage 2023
nicht genehmigt werden.